Rückblick – Tag der Bauwirtschaft

„Auch wenn überall gebaut wird – es gibt eine große Lücke beim Wohnraum für mittlere Einkommen – hier muss dringend gehandelt werden!" Mit dieser Botschaft wandte sich der Präsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft, Rainer Lorenz, an die ca. 500 Gäste des Tages der Bauwirtschaft 2016 in Hannover. Rund 100 Betriebe des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen nutzten den Tag zum Netzwerken untereinander und zum Austausch mit anderen Gewerken.

Rainer Lorenz

„Bau- und Ausbau – Wie ist die Lage?"

Rainer Lorenz stellt fest, dass die Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2016 bis jetzt zwar bereits um 26 Prozent gestiegen ist und alle sich bewusst seien, dass insbesondere in den Ballungszentren günstiger Wohnraum geschaffen werden müsse. „Dennoch tummeln sich die Investoren derzeit überwiegend im höherpreisigen Mietsegment", so Lorenz weiter. Ständig steigende Anforderungen an das energetische Bauen, den Brand- und Schallschutz und die gestiegen Grundstückspreise lassen derzeit keine Trendwende erkennen.

Neben politischen Signalen, die das Investitionsverhalten aller Akteure auf dem Wohnungsmarkt ändern, müssten auch Unklarheiten, die den Unternehmeralltag belasten, beseitigt werden: So nannte Lorenz drohende weitere Verschärfungen bei energetischen Standards. „Wir haben mit der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014/2016 einen Niedrigstenergiestandard erreicht, der bereits heute den EU-Anforderungen von 2020 genügt!" Er warnte dringend davor, hier durch eine Überarbeitung der EnEV weiter draufzusatteln, da die damit verbundene Steigerung der Baukosten der Schaffung von günstigem Wohnraum konträr gegenüber stehe.

Kritisch setzte sich Lorenz mit den aktuellen Stolpersteinen im Unternehmeralltag auseinander: Er nannte unter anderem die Fehlentwicklungen bei der Immobilienkreditvergabe, das Unverständnis darüber, dass die Neuregelung der Aus- und Einbaukosten trotz entsprechender Vorgabe im Koalitionsvertrag nach wie vor nicht umgesetzt sei.

Positiv hob er hingegen hervor, dass die niedersächsische Landesregierung die frühzeitigere und intensivere Berufsorientierung an allen Schulformen verstärkt umsetzen will. „ Dies ist genau der richtige Ansatz – wir müssen verhindern, dass viele Unentschlossene nach der Devise handeln - erstmal Abitur und dann irgendwas studieren"!

Stephan WeilVerzehnfachung der Wohnraumförderung

In seiner anschließenden Rede wies der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil darauf hin, dass die Landesregierung auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum mit einer um das Zehnfache aufgestockten Wohnraumförderung reagiert habe, um die Situation zu entspannen. „Da durch den Zuzug von Flüchtlingen die Lage noch verschärft worden ist, haben wir zusätzlich noch einmal 400 Millionen Euro für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt. Daneben stehen bis 2019 auch weiterhin die jährlichen Kompensationsmittel von jeweils rund 40 Millionen Euro zur Verfügung", so Weil.

Ausführlich nahm auch der Ministerpräsident die Anstrengungen zur Bewältigung des Fachkräftebedarfs und die notwendige Unterstützung der Betriebe bei der anstehenden Digitalisierung der Arbeitswelt in den Blick. In Sachen Immobilienkreditvergabe sagte er zu, sich bei Vorlage belastbarer Zahlen auf Bundesebene umgehend für eine Korrektur der derzeit zu restriktiven Kreditvergabe einzusetzen.

„Bau- und Ausbau – was bietet Europa?"Felix Paklappa

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Bauwirtschaft, präsentierte die aktuellen Baustellen, die sich aus der Umsetzung europarechtlicher Vorschriften ergeben. Besonders kritisch äußerte auch er sich zu der Umsetzung der Immobilienkreditrichtlinie und zur Bauproduktenrichtlinie. Außerdem: „Wir diskutieren in Deutschland über die Höhe des gesetzlichen Mindestlohnes – aber wer merkt, dass in Brüssel die Allgemeinverbindlicherklärung ganzer Lohntabellen diskutiert wird?" so Pakleppa. Nur durch das intensive Zusammenarbeiten zwischen Landes-, Bundes- und Europaebne könnten Fehlentwicklungen verhindert werden.

Anitra EggelerVom Handy versklavt

Zum Abschluss der Veranstaltung gab Anitra Eggler, Autorin und Coach, unter dem Titel „Vom Handy versklavt- von E-Mails getrieben" einen amüsanten Einblick in unseren Umgang mit den digitalen Medien. Die digitale Revolution sei vorbei, jetzt sei jeder gefordert, sich der digitalen Evolution zu stellen. Sie verband diesen Auftrag mit der aufmunternden Botschaft: „Das Betriebssystem für diese digitale Evolution ist immerhin der Mensch!"

 

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