Bauwirtschaft

Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2025 – Bauinvestitionen vor leichter Erholung

Nach fünf Jahren Rückgang erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute ab 2026 erstmals wieder ein leichtes Wachstum der Bauinvestitionen.

Insgesamt bleibt die Dynamik jedoch verhalten und die Prognosen für die Bauinvestitionen wurden ein weiteres Mal nach unten korrigiert.

Die Gemeinschaftsdiagnose 2025 („Expansive Finanzpolitik kaschiert Wachstumsschwäche“) verweist auf eine schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Trotz des neuen Sondervermögens von 500 Mrd. Euro für Verteidigung und Infrastruktur wird das BIP 2025 nur um 0,2 Prozent wachsen – nach Rückgängen in 2023 und 2024. Erst 2026 und 2027 rechnen die Institute mit einem Anstieg um 1,3 Prozent bzw. 1,4 Prozent. Standortnachteile wie hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und globale Handelsrisiken wie die tagtäglich diskutierten Zölle bremsen die Industrie weiter. Dem Investitionsbooster (steuerliche Förderung von Investitionen in Maschinen und Geräte) wird eine gewisse Stabilisierungsfunktion zuerkannt.

Hinsichtlich der Beschäftigung erwarten die Institute, dass die Arbeitslosigkeit und die Erwerbstätigkeit in den kommenden Monaten zunächst weiter stagnieren. Mit der Belebung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den Folgejahren rechnen die Institute dann für die Jahre 2026 und 2027 mit einem Anstieg der Erwerbstätigkeit um 103 000 bzw. 138.000 Personen. Einem stärkeren Beschäftigungsaufbau stehen nach Ansicht der Institute sowohl die absehbaren Mindestlohnanhebungen sowie gegen Ende des Prognosezeitraums zunehmend das demografisch bedingt sinkende Erwerbspersonenpotenzial entgegen.

Die Finanzierungskonditionen bleiben stabil: Langfristige Zinsen haben sich normalisiert, liegen aber weiterhin auf moderatem Niveau (10-jährige Bundesanleihe rund 2,8 Prozent, Wohnbaukredite etwa 3,7 Prozent). Ein deutlich sinkendes Zinsniveau ist nicht zu erwarten.

Bauwirtschaft

Die Institute sehen eine anhaltend schwache Entwicklung im Hochbau, während der Tiefbau stabil bleibt. Insbesondere Infrastrukturprojekte aus dem Sondervermögen – Verkehr, Energie, Breitband – stützen die Nachfrage. Die Baupreise steigen nach Sichtweise der Institute weiter um etwa 3 bis 4 Prozent pro Jahr. Insgesamt prognostizieren die Institute für die Bauinvestitionen in 2025 einen weiteren Rückgang um real 1,7 Prozent. Damit sind die Bauinvestitionen in den letzten fünf Jahren um insgesamt real gut 18 Prozent gesunken.

Wohnungsbau:
Die Talsohle scheint erreicht. Nach Jahren des Rückgangs zeigen Baugenehmigungen wieder leichte Zuwächse (+2,9 Prozent im 1. Halbjahr 2025). Hohe Zinsen und Baupreise begrenzen aber weiterhin die Nachfrage. Für 2025 wird ein Rückgang der Wohnungsbauinvestitionen um 3,3 Prozent erwartet, 2026 und 2027 folgen leichte Zuwächse um 0,9 Prozent bzw. 2,0 Prozent.

 

Wirtschaftsbau:
Investitionen bleiben zurückhaltend, da die Industrieschwäche und der Strukturwandel Investitionsentscheidungen dämpfen. Positive Impulse kommen aus dem gewerblichen Tiefbau (Energie, Glasfaser). Prognose: +0,7 Prozent (2025), +1,3 Prozent (2026), +2,2 Prozent (2027).

Öffentlicher Bau:
Mit zunehmender Wirkung des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) ziehen die öffentlichen Bauinvestitionen an. Nach einer verhaltenen Entwicklung 2025 wird für 2026 ein reales Wachstum von rund 5 Prozent erwartet, 2027 etwa 3,5 Prozent. Ohne SVIK-Mittel wäre der öffentliche Bau nach Einschätzung der Institute rückläufig.

 

Tabelle 1: Bauinvestitionen

Quellen: Statistisches Bundesamt; 2025 bis 2027: Prognose der Institute

Bewertung

Die Institute haben ihre Prognosen für die Bauinvestitionen insgesamt für 2025/2026 ein weiteres Mal nach unten korrigiert. Noch im Frühjahr hatten sie für 2025 die Entwicklung der Bauinvestitionen mit einem Rückgang bei 0,3 Prozent veranschlagt (jetzt -1,7 Prozent), für 2026 korrigieren sie das Wachstum von 2,5 Prozent auf 1,7 Prozent. Ursächlich dafür ist vor allen Dingen der zähere „Tal-Gang“ im Wohnungsbau. Zudem schlagen strukturelle Probleme der Industrie stärker auf die Nachfrage im Wirtschaftshochbau durch, als ursprünglich erwartet. Die Aufwärtskorrekturen bei der Nachfrage der öffentlichen Hand, - finanziert aus dem SVIK – können das insgesamt nicht kompensieren.

Die Institute geben in einem eigenen Abschnitt zur Wirtschaftspolitik 10 Vor-/Ratschläge für die Realisierung eines „Herbst der Reformen“. Hingewiesen wird u.a. auf Maßnahmen zur:

 

  • Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge
  • Schaffung von Arbeitsanreizen
  • Verbesserung von Standortbedingungen im internationalen Wettbewerb
  • Konsolidierung des Staatshaushaltes
  • Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen

 

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