Konjunktur und Bundeshaushalt: Bauwirtschaft braucht klare Impulse für nachhaltige Erholung
„Nach einem kräftigen Anstieg der Auftragseingänge im März sehen wir auch im April eine positive Entwicklung, wenn auch auf schwankendem Niveau“, erklärt Matthias Wächter, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbands Niedersachsen.
Die April-Zahlen zeigen ein Plus von 6,2 Prozent, was im Jahresvergleich ein ermutigendes Signal sei, aber noch keine Entwarnung bedeute. „Die konjunkturelle Lage ist weiterhin volatil – insbesondere im öffentlichen und gewerblichen Bau erleben wir eine starke Abhängigkeit von Einzelprojekten. Das schlägt sich auch in den Auftragseingängen nieder“, so Wächter.
Wohnungsbau bleibt im Fokus
„Im Wohnungsbau sehen wir im ersten Quartal eine leichte Belebung mit einem Auftragsplus von 16 Prozent, das im April auf 8 Prozent zurückgegangen ist. Auch im Kontext der jüngst veröffentlichten Ergebnisse der niedersächsischen Konjunkturumfrage zeigt sich: Die Lage stabilisiert sich, aber auf niedrigem Niveau. Auch der moderate Anstieg der Baugenehmigungen um 4 Prozent bis April deutet eher auf eine Bodenbildung als auf einen Aufschwung hin“, so Wächter weiter. „Wenn wir beim Wohnungsbau wirklich vorankommen wollen, braucht es jetzt mehr als warme Worte – es braucht konkrete Investitionsanreize.“
Förderprogramme müssen greifen – und zwar verlässlich
Mit Blick auf den Bundeshaushalt 2025 begrüßt der Baugewerbe-Verband Niedersachsen die geplanten Investitionen in den Neubau. „Die angekündigten 2,4 Milliarden Euro für neue Förderprogramme im Bauministerium sind ein richtiger Schritt“, so Wächter. „Entscheidend ist jetzt, dass diese Mittel auch tatsächlich zur Verfügung stehen – und dass essentielle Vorhaben wie die Förderung nach EH55-Standard endlich umgesetzt werden. Dass sie bislang in den Haushaltsplänen fehlen, ist nicht nachvollziehbar.“
Positiv bewertet Wächter zudem die Fortführung der Städtebauförderung mit 790 Millionen Euro sowie das verstärkte Engagement im sozialen Wohnungsbau mit 3,5 Milliarden Euro. „Unverständlich bleibt allerdings die Streichung der Zuschüsse für den altersgerechten Umbau. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft ist das ein völlig falsches Signal.“
Investitionsquote darf nicht weiter sinken
Auch die Mittel für Infrastrukturprojekte bewertet der BVN differenziert. „Ob Brückensanierungen oder der Ausbau der Schiene – hier sehen wir zwar beachtliche Summen, allerdings werden diese teils aus dem Sondervermögen statt aus dem Kernhaushalt gespeist. Dadurch entsteht der Eindruck zusätzlicher Investitionen, obwohl es sich in Teilen um reine Umschichtungen handelt“, erläutert Wächter.
Verhalten positives Umsatzwachstum – aber keine Trendwende
Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts setzten die größeren Betriebe des Bauhauptgewerbes im April rund 9,4 Milliarden Euro um – ein leichtes Plus von 1 Prozent. Im Zeitraum Januar bis April liegt der kumulierte Umsatz bei rund 31 Milliarden Euro, ein Zuwachs von knapp 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wächter mahnt: „Das ist ein wichtiges Lebenszeichen, aber noch lange kein Aufschwung. Wir brauchen endlich stabile Rahmenbedingungen und eine konsequente Ausrichtung der Politik auf Investitionen, damit das Baugewerbe wieder verlässlich planen und arbeiten kann.“