Aus- und Weiterbildung

Fachkräftegewinnung für das Baugewerbe: Erkundungsreise in Usbekistan

Seit über zehn Jahren ist der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für Bauunternehmen, so das Ergebnis der jährlichen DIHK-Konjunkturumfrage.

Im Herbst 2024 bewerteten sogar 65 Prozent der befragten Bauunternehmen den Fachkräftemangel als das größte Geschäftsrisiko der Branche. Zum Vergleich: In der Industrie waren es "nur" 46 Prozent der Befragten. Die Gewinnung von Fachkräften ist somit eine der zentralen, wenn nicht sogar die zentrale Herausforderung.

Vor diesem Hintergrund reiste eine Delegation des Bau-ABC Rostrup / ABZ Mellendorf sowie des Bauindustrieverbandes Niedersachsen/Bremen für fünf Tage nach Usbekistan, um Möglichkeiten zur Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem zentralasiatischen Land zu erkunden.

Die GP Günter Papenburg AG ist bereits seit fast zehn Jahren in Usbekistan aktiv. Neben dem Infrastrukturbau engagiert sich das Unternehmen, insbesondere durch Angela Papenburg (Vorstand GP Günter Papenburg AG) und Eleonora Bachtiosina (Geschäftsführung TOO Papenburg International Kasachstan), seit mehr als fünf Jahren aktiv in der Rekrutierung von Auszubildenden und Fachkräften in Usbekistan. 

Die Delegation bestand aus Melanie Campbell (Geschäftsführung VBB Nord e.V.), Moritz Lohe (Geschäftsführung VBB Nord e.V.), Jörn Makko (Hauptgeschäftsführer Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V.), Jan Hoes (Geschäftsführer Mittelweser-Tiefbau GmbH & Co. KG) und Theodor Janssen (Geschäftsführer Meyer & Bull Bauunternehmung GmbH). In Gesprächen mit usbekischen Nachwuchskräften konnten sie sich von deren Potenzial für die deutsche Bauwirtschaft überzeugen und wertvolle Kontakte zu potenziellen Partnern vor Ort knüpfen.

Erkenntnisse und Potenziale

  • Hohe Motivation der jungen Usbeken: In der Sprachschule "Berlin Zentrum" in Andijan sowie in den Zweigstellen der Region traf die Delegation auf wissbegierige Jugendliche, die auf eigene Kosten Deutsch lernen und aktiv in ihre Zukunft investieren.
  • Speed-Dating mit Zukunftsperspektive: In mehreren Speed-Dating-Runden in Taschkent und Andijan führten die Delegationsteilnehmer zahlreiche Gespräche mit Bewerbern und gewannen wertvolle Eindrücke über deren Erwartungen und Qualifikationen.
  • Besuche an Bildungsinstitutionen: Neben den Gesprächen mit Bewerbern besuchte die Delegation das Polytechnikum Marhamat sowie das Institut für Maschinenbau der Universität von Andijon. Dort erhielten sie Einblicke in die technische Ausbildung vor Ort und erlebten eine spürbare Aufbruchsstimmung: neue Maschinen, ein entstehendes Robotiklabor sowie ein zehnstöckiger Neubau mit Lehrgebäuden und einem Studentenwohnheim.
  • Kulturelle und wirtschaftliche Einblicke: Neben der Fachkräftegewinnung bot sich auch die Möglichkeit zum kulturellen Austausch. Ein Besuch beim deutschen Botschafter Manfred Huterer in Taschkent sowie ein Rundgang durch das Goethe-Institut verdeutlichten die engen deutsch-usbekischen Beziehungen. Darüber hinaus erhielten die Delegationsteilnehmer Einblicke in die lokale Wirtschaft durch Besuche einer Textilfabrik in Marg'ilon und eines Basars in Fergana.

Kurzfristige und langfristige Perspektiven

Bereits für das Ausbildungsjahr 2026 ist geplant, die erste Gruppe usbekischer Auszubildender nach Deutschland zu holen. In den kommenden Monaten werden dafür weitere Partner vor Ort identifiziert, Informationsveranstaltungen für interessierte usbekische Jugendliche und deren Eltern durchgeführt sowie Bewerbungsgespräche mit geeigneten Kandidaten organisiert. Um den Einstieg in die Bauausbildung zu erleichtern, ist zudem die Einrichtung eines überbetrieblichen Trainingszentrums in Usbekistan angedacht, in dem Jugendliche erste praktische Fertigkeiten erwerben können.

Fazit und Ausblick

Die Reise war nicht nur ein wichtiger Schritt für den Aufbau eines strukturierten Prozesses zur Fachkräftegewinnung aus Usbekistan, sondern auch ein Beitrag zur Stärkung der deutsch-usbekischen Beziehungen. „Jetzt heißt es: Einfach anfangen und machen. Wir wollen die Beziehungen weiter ausbauen und die ersten Jugendlichen in die Ausbildung holen", resümierte die Delegation.

Die Beteiligten sehen große Chancen in der Zusammenarbeit mit Usbekistan und werden die Gespräche mit den Partnern vor Ort intensiv fortführen, um den Bau-Nachwuchs für Deutschland nachhaltig zu sichern.

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