70. VNZ-Verbandstag in Adendorf: Fachlicher Austausch und besondere Ehrung für Karl Hoffmeister

Auch der 70. VNZ-Verbandstag in Adendorf stand im Zeichen des fachlichen und persönlichen Austauschs und der Information. In diesem Jahr gab es allerdings einen ganz besonderen Höhepunkt: Karl Hoffmeister, 1. Vorsitzender des VNZ, wurde für sein außerordentliches Engagement von Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Die Anwesenden ehrten Hoffmeister zudem mit stehenden Ovationen.

Das abwechslungsreiche Tagungs- und Rahmenprogramm des Verbandes Niedersächsischer Zimmermeister (VNZ) im Baugewerbe-Verband Niedersachsen (BVN) lockte über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Adendorf bei Lüneburg - darunter viele Inhaber und Mitarbeiter von Zimmereibetrieben sowie eine Vielzahl an Ausstellern. Das Fazit war durchweg positiv, sowohl die Inhalte als auch das Networking kamen bei den Besuchern sehr gut an. Karl Hoffmeister gab in seiner Eröffnungsrede seiner Freude über den regen Zuspruch für die Tagung Ausdruck. Allerdings gab es auch mahnende Worte: Die Finanzierung von Bauvorhaben werde insbesondere für private Bauherren immer schwieriger. Erhöhungen der Baustandards, Tariferhöhungen und steigende Kosten müssten schließlich irgendwann an den Verbraucher weitergegeben werden.

Klimawandel, Cybercrime und Baukonjunktur

Die Vorträge des ersten Tages beschäftigten sich mit Phänomen der Gegenwart, thematisiert wurden der Klimawandel, die Bedrohungen durch Cybercrime sowie die aktuelle Baukonjunktur.

Frank Böttcher, Experte für Extremwetter, stellte anschaulich dar, wie sich das Wetter und das Klima in Zeiten der Industrialisierung verändert haben und zu welchen Extremwetterereignissen diese Veränderungen führen. Die folgenschweren Hochwasser, die sich weltweit in immer kürzeren Abständen ereignen, sind eine unmittelbare Folge. Jedoch machte Böttcher den Anwesenden auch klar, dass das Wissen um die Veränderungen durchaus ein Wettbewerbsvorteil sein könne: „Während die Ausgaben für den Klimaschutz zurückgehen, werden jene für Klimaanpassungen steigen und gigantische Märkte eröffnen“, sagte er. Eine Kreislaufwirtschaft, in der der Holzbau als CO2-Speicher eine große Rolle spielt, regenerative Energien sowie ein fairer Wettbewerb mit reellen Preisen seien das Modell der Zukunft.

Bevor Dr. Andreas Geyer, Hauptabteilungsleiter Wirtschaft beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe, einen Einblick in die Konjunkturlage in Deutschland gab, referierte Alexander Wolf von der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime für die niedersächsische Wirtschaft (ZAC) zu aktuellen Cybercrime-Phänomenen. Wolf stellte einige eindrückliche Beispiele vor, wie Hacker sich Zugang zu fremden Systemen verschaffen. Oftmals gelange Schadsoftware über einen Dateianhang oder auch einen Link auf den Computer, die Masche der Betrüger, das „Social Engeneering“ mache sich dabei gezielt menschliche Schwächen zu Nutze um zu manipulieren. Das ZAC ist bei Verdachtsfällen und Fragen aber stets ansprechbar, machte Wolf deutlich.

Deutliche Worte fand auch Dr. Andreas Geyer bei der Vorstellung der Baukonjunktur mit seinem Vortrag: „Zwischen Fachkräftemangel und Kurzarbeit“. Ein prüfender Blick in den Koalitionsvertrag habe ergeben, dass die Bundesregierung sich 2021 umfangreiche Bauaufgaben ins Pflichtenheft geschrieben habe. Darüber hinaus sorge nicht erst die Zuwanderung durch den Ukrainekrieg für einen nie dagewesenen Bedarf an Wohnraum. Jedoch, die Realität gestaltet sich anders: Statt eines Baubooms, brächen die Fertigstellungszahlen im Wohnungsneubau deutlich ein, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg sorgten für höhere Preise. „Rein statistisch betrachtet sind die Baukosten für Holzhäuser zwischen 2015 und 2023 um 38 Prozent gestiegen“, so Dr. Geyer. Die Zeiten, in denen Zinsen und Förderprogramme verlässlich für mehr Neubau gesorgt hätten, seinen nunmehr vorbei, hieß es weiter. Mittlerweile habe man den Tiefpunkt hinsichtlich der Baugenehmigungen im Wohnungsbau erreicht: „Die Zahlen haben sich seit 2022 fast halbiert, wir befinden uns seit 26 Monaten im Minus“, stellte der Referent fest. Für die Konjunkturentwicklung im Hochbau bedeute dies einen starken Rückgang, der durch keine der Aktivierungsmaßnahme der Regierung abgefedert werden konnte – im Wirtschaftstiefbau „brumme“ es demgegenüber allerdings aktuell. Als Gründe nannte Dr. Andreas Geyer den Ausbau der Energieinfrastruktur, den Um- und Ausbau des ÖPNV sowie den Ausbau des DB-Schienennetzes. Für die Wohnungs- und Hausbaubranche sieht Geyer die Zukunft im Bestand und schloss mit den ermutigenden Worten: „Der Zimmerer findet hier immer Arbeit.“

Ehrung von Karl Hoffmeister

Der zweite Tag begann mit der Ehrung des 1. VNZ-Vorsitzenden Karl Hoffmeisters. Peter Aicher, Vorstand von Holzbau Deutschland, sowie Rainer Kabelitz-Ciré, Geschäftsführer Holzbau Deutschland, waren eigens aus dem Chiemgau beziehungsweise aus Berlin angereist. Aicher stellte in seiner Laudatio die besonderen Verdienste der langjährigen Tätigkeit und die Leistungen Hoffmeister heraus. Der Geehrte habe sich insbesondere um die Nachwuchsgewinnung verdient gemacht und sich stets am Machbaren orientiert. Als besonderes Beispiel griff der Laudator dabei das Holzbau Deutschland Institut heraus, da Hoffmeister sich maßgeblich für einen Sonderhaushalt für die dortige Forschung und Entwicklung stark gemacht habe. Karl Hoffmeister nahm die Ehrennadel sichtlich bewegt entgegen und dankte in seiner Ansprache allen Unterstützern, vor allem aber seiner Ehefrau Gudrun. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt des 1. Vorsitzenden im nächsten Frühjahr führt Hoffmeister die Geschäfte wie gewohnt fort – seinen Abschied, so wurde deutlich, nimmt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Jedoch, so der amtierende 1. Vorsitzende, sei es für ihn nun allmählich an der Zeit, Jüngeren das Feld zu überlassen.

Brandschutz, Prozessoptimierung und Aktuelles aus dem Baurecht

Inhaltlich begeisterte Tag zwei die Besucherinnen und Besucher mit Fachvorträgen zu vorbeugendem Brandschutz und Möglichkeiten zur Prozessoptimierung im Holzbau sowie aktuellen Highlights aus dem Baurecht. Dr. Sven Brunkhorst, Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz bei hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, startete seinen Vortrag mit einem Überblick zu den unterschiedlichen Gebäudeklassen und tauchte sodann in die vielfältigen Aspekte der Brandschutzplanung im Holzbau ein. Brunkhorst stellte detailliert und zugleich verständlich dar, wie gegenwärtig in Niedersachsen im Holzbau geplant und gebaut werden darf und welche Entwicklungen auf diesem Gebiet künftig zu erwarten sind. Mit der hoffentlich baldigen Übernahme der Musterholzbaurichtlinie ergeben sich für den Holzbau weitere Vereinfachungen, so Brunkhorst gegen Ende seines Vortrages.

Niki Karatza von der holzbau.tech GmbH stellte ihre Arbeit in Puncto Prozessoptimierung vor. Dabei zeigte sie Ansätze, die letztlich im Betrieb zu Zeiteinsparungen, einer besseren Auslastung, weniger Platzbedarf sowie zu mehr Ordnung und Sauberkeit führten. Insbesondere das so genannte visuelle Management, das darauf abzielt im Arbeitsbereich für Ordnung zu sorgen und Ordnung zu halten, beindruckte die Anwesenden.

Rechtanwalt Götz Michaelis aus Werne band die Teilnehmer in seinen Vortrag über das Baurecht aktiv mit ein. Gemeinsam mit dem Publikum arbeitete er auf eine dynamische Art und Weise die Feinheiten von Widerrufsrecht, Nachtrag und Sowiesokosten und Bedenkenhinweis heraus. Das Ganze „prähistorisch“, wie er selber sagte, auf einem Flipchart, statt in einer Präsentation. Dem Unterhaltungswert seines Vortrages tat das keinen Abbruch – Michaelis trat mit seinem Vortrag den Beweis an, dass juristische Themen keinesfalls trocken sind, sondern die Zuhörer in ihren Bann ziehen können.

Betriebsbesichtigung bei Bardowicks.Haus und Holzbau GmbH

Für gut 45 Interessierte bot sich im Anschluss an den 70. VNZ-Verbandstag die Chance, eine Betriebsbesichtigung bei Bardowicks.Haus und Holzbau GmbH in Winsen/Luhe. Der junge Inhaber Phillip Bardowicks berichtete, dass der Betrieb bereits seit der 7. Generation in Familienhand sei und sich so natürlich stetig verändert habe. Zimmerei, Fenster, Möbelgeschäft, Aluminiumbau – viel wurde gemacht und teilweise über die Jahre wieder verworfen: Aktuell fokussiere sich der Betrieb auf die Zimmerei, sprich den Holzrahmenbau, sowie auf Fenster. Die Besucher konnten während einer Führung über den Hof und durch die Halle das Herzstück der Produktion sehen. Bardowicks erklärte, dass insbesondere im Neubau die Nachfrage steige, was er auf den Standortvorteil im Speckgürtel Hamburgs zurückführt. Er setzt mit seinem Team auf einen hohen Grad der Vorfertigung in der Halle, so dass weniger Arbeiten auf der Baustelle anfallen. Entsprechendes war im Rahmen der Besichtigung zu sehen.

Alles in allem war der 70. VNZ-Verbandstag ein Event voller Höhepunkte, sowohl menschlich wie auch fachlich. Neben den Vorträgen gab es bei einem Rahmenprogramm sowie in den Pausen und am Abend ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken. Viele der Teilnehmer sind im nächsten Jahr gerne wieder dabei, wenn der Verband Niedersächsischer Zimmerer sein Jahrestreffen abhält.

Der diesjährige VNZ-Verbandstag wurde unterstützt von:

Dietrich's Technology GmbH, AGEPAN SYSTEM / Sonae Arauco Deutschland GmbH, GUTEX Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH & Co. KG, Siga Cover GmbH Deutschland, SPAX International GmbH & Co. KG, MKG Maschinen- und Kranbau GmbH, Vente-Holz GmbH, Velux Deutschland GmbH, ISOCELL GmbH & Co. KG, Enno Roggemann GmbH & Co. KG, Dachdecker-Einkauf Nordwest eG, Dachdecker-Einkauf Ost eG, STEICO SE, VHV Versicherungen, Moll bauökologische Produkte GmbH und Böcker Maschinenwerke GmbH

 

 

 

 

 

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