
Im Nachgang der Kabinettsklausur in Meseberg und der anschließenden Beratungen im Bundestag richtet Matthias Wächter, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen, klare Worte an die Politik.
"Jetzt den Wohnungsbau aktivieren", fordert er in einem Schreiben an den Wirtschaftsausschuss des Bundestages, die Fraktionsvorsitzenden der regierenden Koalition und an die Fraktionsspitzen in Niedersachsen.
Wohneigentumsförderung für Familien
Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Lage macht Wächter deutlich, dass nur eine Bündelung von Maßnahmen den Absturz bei den Wohnungsbauzahlen sowie Kurzarbeit und Entlassungen von Fachkräften verhindern könne. „Wir brauchen bessere Förder- und Rahmenbedingungen für Häuslebauer", macht er klar. Die Einführung der degressiven Afa sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch profitierten Selbstnutzer kaum davon.
Für Familien müsse die Wohneigentumsförderung vom EH-40-Standard abgekoppelt und für EH-55 möglich gemacht werden. „Die bisherigen Einkommensgrenzen sind deutlich zu niedrig und müssen auf ein Haushaltseinkommen von 90.000 Euro/Jahr sowie 15.000 Euro/Kind erhöht werden", kritisiert der Verbandschef und schlägt eine Zuschussgewährung über einen Zeitraum von zehn Jahren für Familien mit Kindern vor. Alternativ wäre die Verdoppelung der je Kind gewährten zinsvergünstigten Kreditsummen im Rahmen der seit Juni 2023 laufenden Wohneigentumsförderung für Familien (KfW-Programm 300) in Betracht zu ziehen. Nur so könne Familien in den nächsten Jahren sicher zum eigenen Wohnraum verholfen werden – nur so könne ein nachhaltiger Impuls im Wohnungsbau gesetzt werden.
Als weitere Maßnahmen erachtet Matthias Wächter eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer für Selbstnutzer – wie kürzlich in den fünf Offensiven an die Landesregierung dargelegt - sowie ein Herabsetzen der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für Leistungen im sozialen Wohnungsbau als notwendig. „Durch eine Kombination der beschriebenen Maßnahmen für alle Segmente des Wohnungsbaus wird eine echte Belebung mit deutlich mehr gebauten Wohnungen möglich sein", ist er sich sicher.
Erreichen der Wohnungsbau- und Klimaschutzziele
Um die Wohnungsbau- und Klimaschutzziele erreichen zu können, richtet die Bauwirtschaft seit Langem eindrückliche Appelle an die Politik. Die Situation am Wohnungsmarkt verschärft sich zusehends: Zinsen und Baukosten steigen, während die Baugenehmigungszahlen sinken – gleichzeitig fehlt es vielerorts an bezahlbarem Wohnraum.
„Die Baugenehmigungen sind ein Indikator für zukünftige Aufträge. Wir sehen einen massiven Einbruch bei den privaten Bauinvestitionen, der sich im Wohnungsbau auftut und herbe Markteinschnitte immer wahrscheinlicher macht. Um eine Trendwende im Wohnungsbau einzuleiten, brauchen private Bauherren und gewerbliche Investoren in der Wohnungsbaubranche eine deutliche Zinsstützung und im Mietwohnungsbau eine entsprechende, attraktive staatliche Förderung", so Matthias Wächter, Hauptgeschäftsführer Baugewerbeverband Niedersachsen.