Entsprechend jüngster über das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlichter Daten brach der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe zum Jahresende 2022 weiter ein. Führten die deutlichen Preissteigerungen in November 2022 noch zu nominalen Steigerungen der Auftragsvolumina gegenüber dem Vorjahresmonat in Höhe von 2 Prozent, so fällt die preis- und kalenderbereinigte Veränderung mit -12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich negativ aus.
Die aktuellsten verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes (Stand 25.Januar 2023) zeichnen ein deutliches Bild: Der reale und somit preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ging im November 2022 gegenüber Oktober 2022 um 5,6 Prozent zurück (bundesweit; kalender- und saisonbereinigt). Anders als vielfach erwartet fiel dabei der Rückgang im Hochbau mit -2,9 Prozent allerdings deutlich geringer aus als im Tiefbau (-7,7 Prozent). Jedoch dominiert der Hochbau mit einem gut 19-prozentigem Rückgang im Vergleich zum November 2021 - der darunter subsituierte Wohnungsbau gar mit -29 Prozent.
Baugenehmigungszahlen geben den Trend vor
Während im November 2021 (bundesweit) noch etwas mehr als 29.000 Baugenehmigungen im Wohnungsbau erteilt wurden, sank dieser Wert im November 2022 bereits um gut 16 Prozent auf nur noch 24.304 Wohnungen. Von Januar bis November 2022 wurden bundesweit gut 6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum - genehmigt. Der Einfamilienhausbau folgte hier dem Trend und fiel um ebenfalls 16 Prozent.
Niedersachsen springt aus der Reihe
Mit Blick auf unser Bundesland verzeichnete die Statistik im November 2021 noch 3.006 Baugenehmigungen im Wohnungsbau. Dieser Wert kippte im Vergleich zum November 2022 allerdings bereits deutlich auf 1.797 Baugenehmigungen (-40 Prozent). Im Vergleich der ersten elf Monate 2022 zu 2021 brachen die Baugenehmigungen im niedersächsischen Wohnungsbau insgesamt um 14 Prozent ein. Die Baugenehmigungen für den Einfamilienhausbau stechen mit einem Rückgang von 23 Prozent (im Vergleich der ersten elf Monate 2021) deutlich hervor. Die Baugenehmigungszahlen im niedersächsischen Nichtwohnungsbau (Anzahl Gebäude/Baumaßnahmen) gaben im gleichen Zeitraum um gut 12 Prozent nach.
„Ob im Wohnungsbau, dem Bereich der Infrastruktur oder mit Blick auf die enormen Investitionsrückstände im kommunalen Bausektor: Die Entwicklungen sind besorgniserregend. Sollten die Folgeaufträge weiter ausbleiben und der Druck auf die Branche zunehmen, geraten die hochgesteckten Bau-, Sanierungs- und Nachhaltigkeitsziele Deutschlands in Gefahr. Es muss jetzt alles dafür getan werden, die Auftragsrückgänge zu stoppen; andernfalls wird die Branche früher oder später Kapazitäten abbauen müssen", so Matthias Wächter Hauptgeschäftsführer des Baugewerbe-Verbandes Niedersachsen.
Forderungen des niedersächsischen Baugewerbes
Für Bauherren und Branche fordert Wächter von der Politik bessere Rahmenbedingungen: „Investitionshemmnisse wie eine bürokratische und unstetige Förderkulisse erschweren die Situation. Das Bauen in Deutschland muss praktikabler und verbindlicher werden. Die Freistellung des Ersterwerbs von selbstgenutztem Wohneigentum von der Grunderwerbsteuer bzw. die Einführung von Freibeträgen für Familien mit Kindern könnte für den Einfamilienhausbau eine umsetzbare Lösung darstellen. Eine deutliche Ausweitung der Sonderabschreibungen im sozialen Wohnungsneubau wäre eine weitere Möglichkeit die Situation - auch am Wohnungsmarkt - zu entspannen."
Hinweis: Die hier aufgezeigten Werte des Statistischen Bundesamtes (Destatis) basieren auf Datenerhebungen gegenüber Betrieben mit 20 und mehr tätigen Personen.