Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) hat anhand von Daten der SOKA Bau und der Bundesagentur für Arbeit (BA) die Beschäftigungssituation im Baugewerbe ausgewertet.
Danach lässt sich feststellen, dass das Arbeitsvolumen in der Branche rückläufig ist und sich dies sowohl in den Beschäftigtenzahlen wie auch bei der Entwicklung der Kurzarbeit auswirkt.
Beschäftigung
Die Zahlen der BA geben nur einen Überblick über die Bauwirtschaft (Baugewerbe) insgesamt, nicht speziell über das Bauhauptgewerbe. Danach waren im April 2024 1,98 Mio. Menschen sozialversicherungspflichtig im Baugewerbe beschäftigt – ein Prozent weniger als im Vorjahr. Im Vergleich dazu liegt die sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung in der Gesamtwirtschaft um 0,5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert, vergleichsweise also ein leichtes Wachstum.
Die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus der Bauwirtschaft sind – wie in anderen Branchen auch – im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, liegen aber auf einem unauffälligen Niveau. In der Bauwirtschaft lag das Plus bei neun Prozent, in der Gesamtwirtschaft bei sechs Prozent. Wie in anderen Branchen ging auch die Arbeitskräftenachfrage in der Bauwirtschaft zurück und lag im Juni 2024 mit 48.000 knapp sieben Prozent unter dem Vorjahreswert; in den anderen Branchen lag der Rückgang sogar bei neun Prozent. Besser als der Branchendurchschnitt zeigt sich die Bauwirtschaft auch bei den Stellenneumeldungen. Auf dem Bau betrug die Zahl der Zugänge im Juni 2024 knapp 5.000 und damit fünf Prozent mehr als im Vorjahresmonat. In der Gesamtwirtschaft war bei den Stellenneumeldungen im selben Zeitraum ein Rückgang von 17 Prozent zu verzeichnen.
Hervorzuheben sind die Erkenntnisse in Bezug auf das Bauhauptgewerbe anhand von Zahlen der SOKA-BAU zu den gewerblichen Arbeitnehmern. Danach lag die Zahl der gewerblichen Arbeitnehmer im Mai 2024 mit 617.911 um knapp 18.800 unter dem Vorjahreswert. Das bedeutet einen Abbau um drei Prozent. Interessant ist dabei, dass sich die Zahl der Abgänge aus dem Bauhauptgewerbe seit Februar 2023 mit einem massiven Ausschlag im Januar 2024 immer wieder erhöht hat, sich danach aber die Zahl der Abgänge jeweils immer deutlich unter dem entsprechenden Vorjahresmonat bewegen. Nahezu spiegelbildlich verlief die Linie der Zugänge, die ab September 2023 rückläufig war, seit Jahresbeginn 2024 wieder deutlich anstieg, aber nun in den Monaten April und Mai wieder abgesackt ist. Während die Zahl der Abgänge auch durch das rentenbedingte Ausscheiden von Arbeitnehmern beeinflusst wird – jedes Jahr scheiden etwa 13.000 Arbeitnehmer altersbedingt aus dem aktiven Erwerbsleben aus – und so einen Großteil der Abgänge erklären können, zeigt die Entwicklung der Zugänge auf, dass die Unternehmen offensichtlich mehr Zurückhaltung bei der Neueinstellung an den Tag legen oder es ihnen schwerer fällt, Personal zu gewinnen.
Kurzarbeit
Auch hier erfolgte eine Auswertung der BA für die Bauwirtschaft insgesamt im Vergleich mit der Gesamtwirtschaft. So verzeichnet die BA im Juni 2024 für die Bauwirtschaft einen Rückgang der Zahl der Kurzarbeitsanzeigen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent und der Zahl der Personen in Anzeigen um 49 Prozent (Gesamtwirtschaft: – 21 Prozent beziehungsweise – 18 Prozent). Die Bauwirtschaft liegt damit hinsichtlich der Kurzarbeitsanzeigen und der Personen in den Anzeigen unter dem Niveau aus dem Vorjahresmonat Juni 2023. Nach Auffassung der BA sind die Werte auch im längerfristigen Vergleich unauffällig.
Leider liegen noch keine Zahlen der BA hinsichtlich der realisierten Kurzarbeit für die Monate April und Mai 2024 vor.
Daten zur Kurzarbeitsentwicklung für das Bauhauptgewerbe liegen jedoch von der SOKA-BAU vor. Betrachtet man die konjunkturelle Kurzarbeit, so war seit August 2023 bis in den November 2023 hinein ein Anstieg zu verzeichnen, dann abgelöst für die nächsten vier Monate durch die saisonale Kurzarbeit, an die sich dann aber im April und Mai 2024 ein Rückgang der konjunkturellen Kurzarbeit anschloss. Das Niveau im Mai 2024 lag zwar immer noch oberhalb des Niveaus im Vorjahresmonat. Der Umfang der Kurzarbeit mit 1.129 betroffenen Betrieben, 6.885 betroffenen Arbeitnehmern und circa 406.000 Ausfallstunden ist aber von der Größenordnung her nicht dramatisch.
Bewertung
Vor dem Hintergrund dieser Datenlage – Umfang der Kurzarbeit auf einem niedrigen Niveau, Beschäftigungsrückgang vermutlich stark beeinflusst durch die Nichtneubesetzung altersbedingt freiwerdender Stellen – bestehen wenig Chancen dafür, auf politischer Ebene Kurzarbeits- Sonderregelungen für das Baugewerbe durchzusetzen, wie von den Bauarbeitgebern gefordert wurde.
Problematisch ist allerdings, dass das Baugewerbe nun peu á peu Beschäftigungskapazitäten abbaut und gleichzeitig – wie die Zahlen zur Berufsausbildung zeigen – keine ausreichende Vorsorge für den Nachwuchs trifft. So zeigt die Statistik der SOKA-BAU zur Berufsausbildung, dass zum Stand 30. Juni 2024 die Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Bauhauptgewerbe um fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau lag und auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe um 4,6 Prozent abgesunken ist. Die Branche befindet sich daher in einem Schrumpfungsprozess, bei dem absehbar ist, dass ohne wesentliche technische oder organisatorische Innovationen, die diese Schrumpfung kompensieren, die Leistungsfähigkeit der Branche kontinuierlich abnehmen würde. Es bedarf daher rasch klarer Signale aus der Politik, um die Unternehmen zu ermutigen, wieder in den Ausbau von Personal und Ausbildungskapazitäten zu investieren.