Standpunkt 07/2024

Die Baustelle 07/2024
Wenn wir den Worten von Bundesbauministerin Clara Geywitz Glauben schenken, dann haben wir weder eine Baukrise noch einen gravierenden Mangel an Wohnungen. Die Ministerin bezeichnet die 2023 gebauten 294.000 Wohneinheiten als Punktlandung und verweist auf weitere 390.000 Wohnungen, die sich bundesweit im Bau befinden. Das Argument, dass bundesweit rund 800.000 Wohneinheiten fehlen, kassiert Frau Geywitz mit dem Hinweis, das sei zu pauschal gedacht. Schließlich gebe es in Sachsen-Anhalt große Leerstände, während in München bezahlbarer Wohnungen rar bleibe.

Differenziert betrachtet, ist in Niedersachsen die Baukrise konkret vorhanden. Viele Häuslebauer haben in den vergangenen Jahren ihre Bauprojekte auf Eis gelegt. Normalverdiener können sich das Eigenheim aufgrund steigender Preise, Zinsen und energetischer Anforderungen einfach nicht mehr leisten. Ganz konkret bangen viele kleine und mittelständische Bauunternehmer im Norden um ihren Fachkräftebestand und den Fortbestand ihrer Firmen und blicken pessimistisch in die Zukunft. Da würde man sich wünschen, dass die Ministerin schon einmal genau hinschaut.

Laut der aktuellen ZDB-Frühjahrskonjunkturumfrage beurteilt fast die Hälfte der niedersächsischen Unternehmen die derzeitige Geschäftslage als schlecht. Besonders betroffen ist der Wohnungsbau: Hier bezeichnen über 60 Prozent der Unternehmer die Geschäftslage als schlecht. Und im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau berichten über 70 Prozent der Unternehmen über einen Umsatzrückgang. Ungewiss ist, wie es weitergeht.

Zu Ende gegangen ist dagegen die Bautarifrunde 2024. Nach einem unausgegorenen Schlichterspruch, der auf Arbeitgeberseite nicht die erforderliche Akzeptanz fand, haben die Tarifparteien sich erneut zusammengesetzt und einen Tarifvertrag mit dreijähriger Laufzeit ausgehandelt. Der ist zwar teuer, bringt durch seine lange Laufzeit aber Planungssicherheit. Die Umsetzung wird von den niedersächsischen Bauunternehmen aber einen großen Kraftakt verlangen. Bleibt zu hoffen, dass ihre Anstrengungen von Erfolg gekrönt sein werden und die Baukonjunktur bald wieder anspringt.

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