Am 10. April hätte die Tarifrunde in der Bauwirtschaft beendet sein können. Stattdessen sind die Verhandlungen gescheitert. Das lag ausschließlich an der IG BAU. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde trotz der durchwachsenen konjunkturellen Lage zwei deutliche Lohnsteigerungen angeboten und in der dritten Runde noch einmal nachgebessert, um die Verhandlungen in Gang zu halten. Das Angebot hätte den Beschäftigten bei sinkender Inflation und mehrjähriger Laufzeit ein deutliches reales Lohnplus beschert. Auch die angebotene überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen hätte sich sehen lassen können. Zudem wäre die von der IG BAU gewünschte Ost-West- Angleichung der Löhne bis 2026 vollendet worden.
Doch die Gewerkschaft beharrte bis zum Ende stur auf ihrer Forderung nach einer Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 500 Euro je Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Alle Versuche der Arbeitgeber, die IG BAU in kleiner Runde dazu zu bewegen, eine verhandlungsfähige Forderung vorzulegen oder erkennen zu lassen, an welcher Stelle Abstriche denkbar wären, verliefen erfolglos. Die Verhandlungen wurden abgebrochen. Die IG BAU erklärte das Scheitern und rief den Schlichter an. Als ob alles von Anfang an geplant war.
Das Schlichtungsergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Aber erneut zeichnet der Schlichter
inhaltlich für ein Tarifergebnis verantwortlich und nicht die Tarifvertragsparteien. Festzustellen ist, dass der seit 2020 verantwortliche Verhandlungsführer der IG BAU noch nie ohne Hilfe des Schlichters einen Tarifabschluss in freien Verhandlungen erzielt hat. Über die Gründe mag man rätseln. Die Verhandlungsschwäche der Gewerkschaft stellt für eine große Branche wie die Bauwirtschaft inzwischen einen strukturellen Nachteil dar.