Standpunkt 02/2024

Die Baustelle 02/2024
Krise im Wohnungsbau – Protestieren mit den Bauern? Der Wohnungsbau durchläuft eine tiefe Rezession. Seit 18 Monaten gehen hier die Aufträge zurück. Einige Ursachen sind globaler Natur, wie die weltweiten Zinserhöhungen und die gestiegenen Materialpreise. Ein Teil der Gründe ist dagegen auf die unberechenbare Bundespolitik zurückzuführen, die praxisferne Bundesförderung und die Verschärfung der energetischen Standards. Weil Aufträge fehlen, fangen die ersten Betriebe an, Personal abzubauen.

Im Baugewerbe steigen zudem der Frust und die Unzufriedenheit über hohe bürokratische Belastungen und lange Planungs- und Genehmigungsfristen, über mangelnden politischen Gestaltungswillen und eine negative wirtschaftspolitische Entwicklung. Es herrscht der Eindruck, dass die zahlreichen Probleme von der Politik nicht angepackt oder bereits beschlossene Punkte, wie das 14-Punkte-Maßnahmenpaket zur Baukrise, nicht konsequent umgesetzt werden. Es fehlt an politischer Planbarkeit und Verlässlichkeit für unternehmerische Zukunftsentscheidungen.


Auch bei der Landwirtschaft ist viel Vertrauen verloren gegangen. Die Bauern beantworteten die beschlossenen Steuererhöhungen beim Agrar-Diesel und der Kfz-Steuer mit massiven Protestaktionen. Immer wieder versuchen rechtsextreme Gruppierungen, die Proteste der Bauern zu vereinnahmen. Aufrufe zum Generalstreik machten die Runde. Auch im Baugewerbe wurden vereinzelt Forderungen laut, die Proteste des Deutschen Bauernverbandes zu unterstützen und für einen Regierungswechsel zu protestieren.

Das ist der falsche Weg. Das Baugewerbe ist ein großer, eigenständiger Wirtschaftszweig. Es vertritt seine Forderungen direkt und transportiert sie nicht huckepack auf Kundgebungen anderer Branchen. Die baugewerblichen Verbände sind keine Partei und verfolgen keine allgemeinen politischen Ziele. Sie verteidigen weder die Politik der Regierungsparteien, noch arbeiten sie der Opposition zu, noch befeuern sie allgemeine politische Unzufriedenheit. Wir stehen für unsere Interessen ein mit klaren Forderungen zur Rettung des Wohnungsbaus. Denn innerhalb unserer Branche leiden vor allem die im Wohnungsbau tätigen Unternehmen, für die wir eine entsprechende Aktion vorbereiten.

In der Umfrage des Baugewerbe-Verbands Niedersachsen (BVN) sprachen sich 95 Prozent für eine zentrale Protestaktion aus. Wegen eines Termins stimmen wir uns gegenwärtig mit den Partnern aus der Wohnungswirtschaft ab. Unsere Forderungen werden wir klar kommunizieren: Zielgerichtete Förderprogramme und zinsverbilligte Darlehen für den Wohnungsbau, keine Verschärfung der energetischen
Standards. Das alles dient der Linderung der Wohnungsnot. Denn schon jetzt zeichnet sich ab: Sollte wieder mehr gebaut werden, dann werden genau jene Beschäftigten fehlen, die in diesen Monaten entlassen werden.

Registrierte Mitglieder erhalten Zugriff auf detaillierte Informationen und Dokumente.

Eingeloggt bleiben

Als registriertes Mitglied des BVN stehen Ihnen weitere Informationen und Downloads zur Verfügung.